KLASSIZISMUS
Der klassizistische Stil ist im 17. Jahrhundert in Frankreich entwickelt worden; seiner Idee lag das Streben nach Harmonie, Symmetrie und Rhythmus zugrunde, es sollte der Eindruck einer bestimmten Ordnung entstehen. Weiter verbreitete er sich – in allen Ländern Europas – zu dem Zeitpunkt, als die Verzierung der Barockgebäude (insbesondere in der letzten Phase des Barocks, dem Rokoko) zu sehr übertrieben worden war. Als Kontrast dazu wurden also Gebäude mit ruhiger Form errichtet, die dabei eingesetzten Lösungen stammten aus griechischen Tempeln und römischen Gebäuden.
Weltliche Gebäude
Klassizistische Gebäude kennen wir heute vor allem von den herrlichen Schloss- und Parkanlagen her. Die große Anlage in Rogalin (Kreis Poznań), die Kazimierz Raczyński noch im Barockstil zu errichten begann, wurde schließlich in den Jahren 1768-ca. 1820 im neuen Stil fertig gestellt (als Architekten werden Johann Friedrich Knöbel, Dominik Merlini und Johann Christian Kamsetzer genannt).
Eine andere herrliche klassizistische Anlage entstand in Czerniejewo als Stiftung der Familie Lipski. Eine prächtige Schloss- und Parkanlage, die in jeder Hinsicht sehenswert ist, befindet sich in Pawłowice (Kreis Leszno). Sie ist auch im Hinblick auf die Person des Stifters und die an ihrer Errichtung beteiligten Künstler wichtig. Entworfen wurde das Palais von Karl Gotthard Langhans, einem hervorragenden Architekten aus Wrocław.
Andere klassizistische Landresidenzen haben eine etwas abgewandelte Form – es wurden keine Galerien und Seitenflügel angebaut. Erhalten geblieben sind sie in Siedlec im Kreis Poznań (aus den Jahren 1770-1775), Objezierze (1786-1792) und Sierniki (ca. 1786-1788; diese wurde von J. Chr. Kamsetzer gestaltet) im Kreis Oborniki, in Niechanowo im Kreis Gniezno (1783-84), Racot (ca. 1780-1790, Architekt Dominik Merlini), Kopaszewo (1800-01) und Jarogniewice (ca.1770) im Kreis Kościan, Lewków im Kreis Ostrów (1786-1791), Pakosław im Kreis Rawicz (nach 1791, möglicherweise gestaltet von K. G. Langhans).
In diesem Stil mit Säulengängen wurden auch kleinere Herrenhöfe errichtet: in Grochowiska Szlacheckie im Kreis Żnin (vom Ende des 18. Jh.), in Srebrna Góra im Kreis Wągrowiec (ca. 1799), Petryki (1. Hälfte des 19. Jh.) und Żelazkowo (1796-1798) im Kreis Kalisz; solche Säulengänge wurden auch an frühere Gebäude in Kołaczkowo (Kreis Września) und in Lwówek angebaut. Einen ruhigen rechteckigen Körper ohne Säulengang hat das spätklassizistische Palais aus den Jahren 1804-1806 in Owińska, ein Werk der Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel und Franz Catel.
Besonderes Augenmerk verdienen drei vom Architekten Stanisław Zawadzki entworfene Adelssitze, sie haben eine originelle Anlage, ein herrliches Interieur (u.a. mit polychromen Malereien von Antoni und Franciszek Smuglewicz) und sind von schönen Parks umgeben.
Der erste war das Palais der Familie Gorzeński in Śmiełów (Kreis Jarocin), das 1797 errichtet wurde. In Dobrzyca (Kreis Pleszew) wurde das frühere Palais in den Jahren 1798-99 umgebaut, man verlieh ihm den seltenen Grundriss in Form des Buchstabens L (Freimaurerwinkel), der an die Tatsache anknüpfte, dass der Stifter – Gen. Augustyn Gorzeński – ein Freimaurer war.
Das Palais in Lubostroń (Kreis Żnin), die Residenz der Familie Skórzewski, wurde 1800 fertig gestellt. Der Bau ist teilweise der Villa Rotonda des berühmten italienischen Architekten Andrea Palladio nachempfunden. Einen spezifischen Charakter besitzt das am Ausgang des Klassizismus errichtete Schloss aus den Jahren 1822-1824 in Antonin.