
JAROCIN (Jarotschin)
Kreisstadt auf dem Landrücken von Kalisz, ca. 50 km nordwestlich von Kalisz. Zurzeit ist Jarocin ein Industriezentrum mit wichtigen Betrieben, wie z.B. der Möbelfabrik oder der Werkzeugmaschinenfabrik „Jafo“.
Geschichte
Die erste Erwähnung von Jarocin in den Quellen stammt aus dem Jahre 1257. An sich kreuzenden Handelswegen gelegen, gewann es durch die Entwicklung des örtlichen Handwerks und Handels an Bedeutung. Doch im 17. und 18. Jahrhundert bewirkten zahlreiche Brände, Hungersnöte und Epidemien, dass die Attraktivität der Stadt sank und sie zu einem kleinen landwirtschaftlichen Zentrum wurde.
Nach der zweiten Teilung Polens 1793 geriet Jarocin unter preußische Herrschaft, um für kurze Zeit seine Freiheit in den Grenzen des Herzogtums Warschau (1807–1815) wieder zu erlangen. Nach dem Wiener Kongress (1815) geriet es erneut in die Einflusssphäre der westlichen Annexionsmacht. Interessant ist die Tatsache, dass Verschwörer und Einwohner Jarocin bereits im November befreit hatten — kurz vor dem Ausbruch des Großpolnischen Aufstands (1918–1919).
Während der Besetzung wurden über 8.200 Personen aus der Stadt ausgesiedelt und 6.500 zur Zwangsarbeit ins Reich deportiert. Das Ziel des Massenterrors bestand darin, deutsche Siedler in diesen Gebieten sesshaft zu machen, die bereits nach einigen Jahren eine beträchtliche Einwohnerstärke (35%) erlangt hatten. Jarocin wurde am 24. Januar 1945 von sowjetischen Soldaten befreit.
Zurzeit ist Jarocin ein Industriezentrum und Eisenbahnknotenpunkt.
Sehenswürdigkeiten
In der Mitte des viereckigen Marktplatzes steht das Rathaus aus den Jahren 1799–1804. Zurzeit ist hier das Regionalmuseum in Jarocin untergebracht.
In der nordöstlichen Ecke des Marktes finden wir die Pfarrkirche St. Martin aus dem beginnenden 17. Jahrhundert.
In dem über 30 ha großen Landschaftspark aus der Mitte des 19. Jahrhunderts kann man das neugotische Palais der Familie Radoliński aus derselben Zeit bewundern. Im Park befindet sich auch das sog. Schatzkämmerlein (Skarbczyk), ein Überbleibsel des mittelalterlichen Schlosses, das derzeit als Niederlassung des Museums dient.