Nach der Beendigung der Beratungen des Wiener Kongresses von 1815 wurde in dem Teil des preußischen Annexionsgebiets, der das Großherzogtum Posen genannt wurde, das Amt des Statthalters eingeführt. Dieses Amt wurde Fürst Antoni Radziwiłł (1775-1833) aus dem berühmten litauischen Geschlecht des Wappens Trąby übertragen. Die praktisch veranlagten Eltern, die den Niedergang der Adelsrepublik vor Augen hatten, schickten ihre Söhne zum Studium nach Göttingen. Der junge Mann, der unter Wahrung seines polnischen Nationalbewusstseins in preußische Kreise geradezu versank, besiegelte seine Faszination 1796 durch die Heirat mit Prinzessin Friederike Dorothea Luise von Hohenzollern (1770-1836), der Nichte des Königs Friedrich Wilhelm II.
Radziwiłł war ein Idealist, sein Lebenszweck war die polnisch-preußische Versöhnung. In gutem Glauben an den Erfolg seiner Versöhnungsmission übernahm er das Amt des Statthalters des Großherzogtums Posen. Radziwiłł wurde jedoch lediglich die Rolle eines Strohmanns zuteil, es regierte der Oberpräsident der Provinz. Um sich des Fürsten und Statthalters sicher zu sein, wurde er mit Spitzeln umgeben, die den Berliner Hof über seine Aktivitäten in Kenntnis setzten und daraus auch keinen besonderen Hehl machten.
Angesichts dessen beschränkte Radziwiłł, der sein Gesicht und seine Ehre zu wahren wünschte, seine Aktivitäten auf offizielle Dinge und konzentrierte sich darauf, die Kultur als Mäzen zu fördern, polnischen Schülern Hilfe zu leisten und sich künstlerisch zu betätigen. Er war ein begabter Cellist und Laienkomponist, der erste Künstler in der Geschichte, der eine Musik zu Goethes Faust geschrieben hat. In dem zauberhaften Jagdschlösschen in Antonin bei Ostrów Wielkopolski empfing er Künstler, unter ihnen Fryderyk Chopin.
Ein bequemer Vorwand, um den Fürsten Antoni aus dem Amt zu verdrängen, war die massenhafte Beteiligung von Einwohnern von Wielkopolska am Novemberaufstand (1830), insbesondere die Tatsache, dass der Oberbefehlshaber der polnischen Verbände Fürst Michał Gedeon Radziwiłł (1778-1850), der Bruder des Statthalters des Großherzogtums, war. Antoni Radziwiłł starb in Berlin, doch er ruht in dem in seinem geliebten Antonin errichteten Familienmausoleum.