In der Zwischenkriegszeit (1918-1939) war Poznań das bedeutendste Zentrum für deutschkundliche Forschungen in Polen und Sitz der Organe des Polnischen Westverbands (Polski Związek Zachodni) – aber auch eine Stadt, in der Mitarbeiter der Geheimdienste beider Seiten tätig waren. Hier wurde auch der erfolgreiche Versuch unternommen, den Code der deutschen Chiffriermaschine „Enigma” zu knacken. Diese Anlage war in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden, von außen sah sie aus wie eine Schreibmaschine. Sie wurde von den deutschen Streitkräften allgemein eingesetzt, und die deutschen Experten waren der Meinung, dass es unmöglich sei, den Chiffre der „Enigma” zu knacken. Es brauchte ausgedehntes mathematisches Wissen, große kryptologische Fähigkeiten und eine ausgezeichnete Kenntnis der deutschen Sprache, um jene Hürde zu nehmen.
Diese Voraussetzungen brachten ca. 20 Hörer der oberen Semester des Mathematikstudiums mit, für die ein spezieller kryptologischer Geheimunterricht organisiert wurde. Der Unterricht fand in den Räumen des Mathematischen Instituts der Universität Poznań in den Kellergeschossen des ehemaligen Kaiserschlosses in der Św. Marcina-Straße statt. Aus dieser Gruppe wurden die drei Begabtesten ausgewählt, die 1932 im Chiffre-Referat (BS-4) des polnischen Militärgeheimdienstes beschäftigt wurden. Es waren Marian Rejewski, Jerzy Różycki und Henryk Zygalski. Nach vier Monaten Arbeit hatten sie die Chiffre geknackt. Bald darauf erhielten die Verbündeten Polens je eine Kopie der deutschen Anlage, was später, während des Zweiten Weltkriegs, von riesiger Bedeutung für die Kampfhandlungen an der Westfront war. Die Mitglieder des Teams wurden dann im britischen Geheimdienst als Experten für Kryptologie beschäftigt.
An die jungen Kryptologen erinnert ein Denkmal, das 2007 vor dem Kaiserschloss in Poznań aufgestellt worden ist.