RAWICZ (Rawitsch)
Die Kreisstadt Rawicz (dt. Rawitsch) liegt auf der Lissaer Höhe. Im allgemeinen Bewusstsein wird Rawicz mit der Gefängnisanstalt verbunden, die 1819 in dem zu diesem Zweck umgebauten ehemaligen Kloster der Reformaten eingerichtet wurde.
Geschichte
Erst im Jahre 1638 wurden Rawicz durch den polnischen König Władysław IV. Wasa (1595-1648) die Stadtrechte verliehen. Der Name leitet sich von dem polnischen adeligen Stammwappen Rawicz des Stadtgründers Adam Olbracht Przyjemski ab. Im 17. Jahrhundert siedelten sich hier protestantische Flüchtlinge aus Schlesien an und für sie wurde die sog. Neustadt angelegt. Ein Jahrhundert später war Rawicz das Zentrum der großpolnischen Tuchweberei. Webereierzeugnisse aus Rawicz wurden erfolgreich auf die östlichen Märkte und weiter bis nach China verkauft.
Als Folge der Zweiten Teilung Polens kam Rawicz zu Preußen. In der napoleonischen Zeit gehörte Rawicz zum Herzogtum Warschau (1807-1815). Gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses fiel die Stadt an Preußen zurück und war unter dem Ortsnamen Rawitsch Teil der Provinz Posen. Im 19. Jh. war die Zigarren- und Tabakfabrik der wichtigste Industriebetrieb in der Stadt und für ihre Produkte berühmt.
Zu Polen kam die Stadt erst im Januar 1920 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages zurück. Rawicz lag nur 4 km von der polnisch-deutschen Grenze entfernt. Während der deutschen Besatzung verloren im Gefängnis von Rawicz 1.300 Menschen ihr Leben.
Durch einen Panzervorstoß der Roten Armee wurde die Stadt am 22. Januar 1945 befreit. Bis 1946 waren 15.000 sowjetische Soldaten in der Stadt stationiert. In den Jahren 1945-1956 waren über 19.000 politische Häftlinge, Regimegegner und Soldaten der antikommunistischen Heimatarmee dort inhaftiert. Heute ist Rawicz ein Industrie- und Dienstleistungszentrum.
Sehenswürdigkeiten
Das von vier Seiten durch eine Ringparkanlage eingefasste Stadtzentrum von Rawicz hat seine regelmäßige, durch den Breslauer Architekten und Stadtplaner Flandrin entworfene räumliche Anlage aus den Jahren 1638-1639 bewahrt. Die Stadt wurde im Schachbrettmuster um den Marktplatz angelegt und ist im Ganzen als städtebauliches Denkmal eingestuft. In der Mitte auf dem Marktplatz steht das barocke Rathaus aus den Jahren 1753-1756, an dem 1783 der erste Blitzableiter der Region Großpolen angebracht wurde. Derzeit ist im Rathaus das Museum des Rawiczer Landes untergebracht.
In südöstlicher Richtung vom Markt befindet sich die klassizistische (ehemals evangelische) Kirche des hl. Andrzej Bobola aus dem frühen 19. Jahrhundert, die nach einem Entwurf von Carl Gotthard Langhans, dem Schöpfer des Brandenburger Tores in Berlin, erbaut wurde.
Eine außergewöhnliche Attraktion ist die Ringparkanlage (pol. Planty) - der grüne Boulevard um das Stadtzentrum - der zwischen 1840 und 1850 an der Stelle des Wassergrabens und der Befestigungswälle angelegt wurde. Die Rawiczer Ringparkanlage ist nach der Krakauer die zweitlängste Anlage dieser Art in Polen. In der Südostecke der Grünanlage sind Fragmente der Wehrmauern und Mörser von der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert erhalten geblieben. Nahe der Ringparkanlage liegt das bereits erwähnte Rawiczer Gefängnis.
In der Wały Dąbrowskiego Straße finden wir die neogotische Christkönigs- und Mariä-Verkündigungskirche aus den Jahren 1902-1907.
Mehr:
http://www.rawicz.pl/