GRYŻYNA (dt. Gryzyn)
Ein Dorf im Landkreis Kościan, 10 km südöstlich von der Kreishauptstadt.
Vor Jahr und Tag lebte in der Nähe von Gryżyna eine arme Witwe. Ihre größte Lebensfreude war der kleine Sohn Anton, den sie mit allem Möglichen verwöhnte. Weder war sie imstande ihm zu zürnen noch konnte sie ihn für begangene Vergehen strafen. Im Laufe der Zeit wurde er immer trotziger und ungezogener. Es kam einmal vor, dass er seine Mutter aus Wut ins Gesicht schlug. Auch diese Niederträchtigkeit vergab sie ihm.
Als der Junge zehn Jahre alt war, erkrankte er und starb bald. Man bestattete ihn auf dem Pfarrkirchhof in Gryżyna. Am nächsten Tag bemerkte man, dass aus dem Grab eine blasse kindliche Hand herausragte. Die verängstigte Mutter holte den Pfarrer, der eine heilige Messe abhielt und das Grab segnete. Die Hand des Kindes verschwand, aber am nächsten Tag erschien sie wieder. Das betrübte den Pfarrer und er sagte der Mutter, dass er in diesem Fall nichts mehr tun könne. Nach seiner Meinung konnte das Kind nach dem Tod keine Ruhe finden, weil es im Leben keine verdiente Strafe für seine Verfehlungen bekam.
Nach diesen Worten weinte die Mutter des Jungen bittere Tränen und gestand, dass sie es nicht über sich brachte, dem Kind Strafen zu erteilen, auch nicht, als es gegen sie die Hand erhob.
Nach diesen Worten brach der Geistliche einen Zweig von einer nahe stehenden Birke ab und überreichte ihn der Mutter mit den Worten: „Da du es zu seinen Lebzeiten nicht vermochtest, bestrafe das Kind nach dem Tod. Sonst findet es für immer keine Ruhe.“
Mit bitterem Weinen griff die Mutter nach der Rute und begann die tote kleine Hand zu schlagen. Im selben Moment verschwand diese im Grab und zeigte sich nie wieder. Die Birkenrute steckte der Pfarrer am Grab in den Boden und besprengte sie mit Weihwasser. Bald erwuchs aus dem Reis ein gewaltiger Baum. Er erinnerte alle daran, dass man bereits zu Lebzeiten für begangene Vergehen die Buße tragen soll.
Die Birke wuchs auf dem Friedhof in Gryżyna bis 1875, als sie von einem gewaltigen Gewitter umstürzte. Die Legende blieb aber bis heute den Gedanken der Menschen erhalten.
Ein eigentümliches Andenken an diese Ereignisse ist das Kreuz aus der Birke von Gryżyna, das in Borek Wielkopolski, an der linken Wand der Vorhalle der Kirche in Zdzież hängt.