WŁOSZAKOWICE
Ein Dorf im Landkreis Leszno, circa 20 km nordwestlich von Leszno und etwa 30 km südwestlich von Kościan.
Zu Beginn des 15. Jh. war Włoszakowice ein Eigentum des Rittergeschlechtes Borek von Gryżyna, das hier eine Burg erbaute. 1481 wurde das Dorf von der Familie Opaliński gekauft und verblieb in ihrem Besitz bis zum Ende des 17. Jh. Vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jh. wurde ein neues Gutshaus gebaut (ist nicht erhalten).
Das gewaltige Vermögen dieser Linie der Familie Opaliński erbte die Tochter Katarzyna und brachte es als Mitgift in die Ehe mit Stanisław Leszczyński ein, dem späteren König Polens. Während seines Kriegs um den Thron mit August II. dem Starken (1704-1706) wurden die Güter der Leszczyński in Wielkopolska verwüstet und unter die sächsische Verwaltung gestellt.
1738 wurde Włoszakowice von Aleksander Józef Sułkowski, dem römischen Fürsten, königlichen Hofjägermeister, ersten Minister des Hofkabinetts, gekauft. Sein Hauptsitz war Rydzyna, in Włoszakowice errichtete er hingegen um die Mitte des 18. Jh. ein Jägerschlösschen.
Das Schloss baute man an der Stelle der ehemaligen Burg, auf einer künstlichen Insel, die mit Wassergräben umgeben war. Es fügte sich in den damals angelegten Park ein. Der originelle Bau auf dem Grundriss eines gleichseitigen Dreiecks mit halbkreisförmig eingezogenen Ecken ist nicht in der alten Form erhalten geblieben – es fehlt die Kuppel über dem mittleren Teil.
Es ist ein geputzter Ziegelbau mit zweigeschossigem unterem Teil, der mit den hinter dem attikaförmigen Geländer und der darüber herausragenden, sich türmenden Zentralpartie verborgenen Pultdächern gedeckt ist. Die Krönung der Zentralpartie war einst eine Kuppel, an deren Stelle sich ebenfalls ein Geländer befindet.
Die symmetrisch komponierten Wände weisen dieselbe Form auf, die gegen Südwesten gerichtete Hauptfassade verfügt aber über zusätzlichen Schmuck.
Auf der Höhe der Mittelachse der Frontfassade befindet sich der Haupteingang, vor ihm eine prachtvolle, doppelpolige Treppe mit steinernem Geländer, die zur Beletage führt.
Über dem Haupteingang befindet sich eine in Stein gehauene Wappenkartusche. In den Ecknischen standen einst Skulpturen – erhalten geblieben sind bis heute zwei Putti mit Attributen, die einen Bezug zur militärischen Aktivität von Aleksander Sułkowski bilden. Fast unverändert erhalten ist die räumliche Komposition des Inneren des Palastes – mit zentralem, dreieckigem, zweigeschossigem Saal und einem Komplex von ihn umgebenden Zimmerfluchten. Diese Komposition hängt integral mit der Form des Baus und mit seiner ursprünglichen Bestimmung zusammen. Es sind keine Elemente des Innenarrangements und der Innenausstattung erhalten geblieben; eine Ausnahme ist die etwas geheimnisvolle Form der Wände des mittleren Raumes im Erdgeschoss – das Zimmer präsentiert sich als eine Grotte mit unregelmäßigen Felsblöcken. Aufgetragen sind auf diese Blöcke Pflanzen- und Tierornamente (z.B. Weinranken) und Elemente der Architektur. Die Existenz dieser Grotte, die man mit der freimaurerischen Wirksamkeit von Aleksander Józef Sułkowski verband, hatte auch diese Folge, dass man die Form des Grundrisses des Schlosses mit der Kelle assoziierte, einem der Symbole der Freimaurerei.
Einen Einfluss auf die Form des Schlosses hatte aber vielmehr die Geländebeschaffenheit, die Form der Insel oder des dort einst befindlichen mittelalterlichen Baus und vor allem die künstlerische Kreativität des Architekten, der vermutlich mit den Warschauer und Dresdner Kreisen verbunden war.
Aleksander Józef Sułkowski starb 1762 und hinterließ sein Magnatenvermögen vier Söhnen. Die Güter in Włoszakowice erhielt Franciszek, der den Ruf eines Verschwenders und Abenteurers hatte.
Er siedelte sich in Włoszakowice für die Dauer an und umgab sich mit einem prachtvollen Gefolge. Er unterhielt eine Zeitlang ein Theater und eine Hofkapelle.
Die Folge der Verschuldung war 1782 ein Verkauf von Włoszakowice. Auf Initiative eines der nächsten Besitzer, des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, wurde vor 1848 die Kuppel abgetragen, die eine Krönung des mittleren Teils des Gebäudes bildete. Man ersetzte sie durch ein flaches Dach, das sich hinter der Attika verbirgt, die die Form eines durchbrochenen Geländers hat. Die Güter in Włoszakowice einschließlich der Gebäude wurden 1923 durch den Staat aufgekauft.
Heute befindet sich hier das Gemeindeamt.
Im Park am Schloss wächst der in Wielkopolska älteste Bergahorn, der schätzungsweise über 500 Jahre alt ist.
Adresse:
Urząd Gminy Włoszakowice
ul. Kurpińskiego 29
64-140 Włoszakowice
Tel. +48 65 525 29 99