Gemäß der in den Zwischenkriegsjahren in Europa herrschenden Militärdoktrin wurden für den Fall eines bewaffneten Konflikts besonders gefährdete Abschnitte geschützt und die Richtung der zu erwartenden feindlichen Angriffe abgesichert. Damals entstanden u.a. die mächtige Maginot-Linie in Frankreich, die Mannerheim-Linie in Finnland und die belgischen Verteidigungssysteme. In jener Zeit legten die Deutschen Befestigungen u.a. an den Grenzen zu Polen an und bauten die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen im Raum Meseritz (Międzyrzecz).
Die ersten Arbeiten am Bau der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen im Raum Międzyrzecz waren 1925 begonnen worden, in großem Maßstab wurde der Bau von 1934 bis 1938 fortgesetzt und kurz 1944 noch einmal aufgenommen. Die FFOWB bildete die Sehne des von Warta und Oder gebildeten Bogens und blockierte den kürzesten Weg aus dem Osten nach Berlin.
Die mächtigen Stahlbeton-Bauwerke des OWB im Raum Międzyrzecz bilden den größten Festungskomplex in Polen. In der Gegend von Kaława, Kęszyca, Wysoka und Boryszyn, wo der am stärksten befestigte Abschnitt verläuft, befinden sich ca. 50 so genannte Panzerwerke. Die bis zu 2,5 m dicken Stahlbetonwände und die bis zu 35 cm dicken stählernen Panzerkuppeln bildeten einen Schutzschild vor Mörsern, Flammenwerfern und Maschinengewehren. Die Objekte waren durch ein kompliziertes unterirdisches Tunnelnetz (20-40 m unter der Erde) von einer Gesamtlänge von über 50 km miteinander verbunden. In den Tunneln verkehrte eine elektrische Eisenbahn, es konnten auch Autos fahren. Vor der Linie der Panzerwerke befand sich ein Streifen von Panzersperren aus Stahlbeton, sogenannte Drachenzähne. Im Teil der riesigen Hallen befanden sich Waffenfabriken und Fabriken für Militärgerät, die dort während des Zweiten Weltkriegs untergebracht wurden. Gegen Ende des Krieges wurden in den unterirdischen Räumen aus Museen und anderen Objekten geraubte Kunstwerke gelagert.
Die FFOWB erfüllte den von den Deutschen erwarteten Zweck nicht, denn dank des Blitzmanövers der Truppen der 1. Garde-Panzer-Armee von Generaloberst M. Katukow wurde sie im Handstreich genommen, bevor die Deutschen es schafften, die Festungsfront mit einer Belegschaft zu besetzen. Der OWB wurde am 29.1. 1945 bei Kaława und endgültig am 31. 1. bei Lubrza überwunden. Ein erheblicher Teil der Befestigungen wurde nach 1945 gesprengt. In den Kasematten der Festungsfront OWB wurde 1980 das Naturschutzgebiet „Nietoperek” eingerichtet, das dem Schutz von Sommer- und Winterkolonien von Fledermäusen dient. In den Verliesen der Festungsfront überwintern zwölf Arten dieser fliegenden Säuger in einer Zahl von ca. 20.000 Exemplaren. Die Besichtigung des OWB wird auf organisierte Weise in Boryszyn und in Pniewo bei Kaława durchgeführt.
Mehr:
www.bunkry.nazwa.pl/de/index.html
Adresse:
Pniewo 1
66-300 Międzyrzecz
Tel. +48 95 741 99 99