GUŁTOWY
Gułtowy im Kreis Poznań in der Gemeinde Kostrzyn, ca. 30 km südöstlich von Poznań.
Im Mittelalter war es der Besitz der Familie Grzymalita, seit Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts gehörte es den Familien Leszczyc Gułtowski. An der Wende der siebziger und achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts erschien die Familie Bniński des Wappens Łodzia in Gułtowy. Auf Initiative von Ignacy Bniński aus Bnin, des Starosten von Środa und Rittmeisters des königlichen Heeres, wurde eine neues Palais errichtet, in dem dann sein Sohn Aleksander, verehelicht mit Maria geb. Radziwill, wohnte. 1821 war Julian Ursyn Niemcewicz während seiner zweiten Reise durch Wielkopolska bei ihnen zu Gast. Gułtowy war bis 1939 in Besitz der Familie Bniński. Sein letzter Eigentümer war Adolf Rafał Bniński, in den Jahren 1923-1929 Woiwode von Poznań.
Die in den Jahren 1779-1785 errichtete Residenz ist im Hinblick auf ihren Stil am Schnittpunkt zweier Epochen angesiedelt – ihre Barockarchitektur hat bereits einen gewissen klassizistischen Anflug. Sie ist auch weder gänzlich ein Herrenhaus noch ein Palais, daher ist sie am Schnittpunkt zweier Residenztypen einzuordnen.
Seweryn Bniński begann 1779 die Arbeiten an ihrem Bau. Ein Jahr später übernahm Ignacy Graff, der Hofarchitekt der Familie Sułkowski aus Rydzyna, den Bau. Ihm ist die endgültige Gestalt der Barockresidenz zuzuschreiben.
Das Palais ist ein zweigeschossiges Gebäude auf hohen gewölbten Kellern mit einem höheren repräsentativen Erdgeschoss und einem niedrigen Obergeschoss. Der Baukörper ist im Grundriss rechteckig und wird durch ein Walmdach gekrönt. Dreiachsige Risalite, die in den Seitenpartien des Gebäudes weiter vorgeschoben sind und ein Mittelrisalit, der nur durch einen kleinen Mauervorsprung abgetrennt ist, gestalten ihn. Dieser Risalit wird jedoch durch die Form des über ihn vorgeschobenen Mansardendachs und durch einen dreieckigen Walm betont. Darin wurde das Wappen Łodzia der Familie Bniński in der Umgebung von Panoplien angebracht. Die verputzten Fassaden mit rechteckigen Fenstern im Erdgeschoss und quadratischen Fenstern im Obergeschoss mit einer regelmäßigen Achsenanordnung wurden an allen Ecken bossiert. Der Vorderfassade ist ein hoher untermauerter Zufahrtsweg vorgelagert, der den Zugang auf Erdgeschossebene ermöglicht.
Im Erdgeschoss, das in der Mittelpartie ein Doppeltrakt mit Diele und Salon auf der Achse ist, wurde im westlichen Risalit ein zweigeschossiger Ballsaal projektiert. Im gegenüberliegenden östlichen Risalit wurden die Privatgemächer der Eigentümer untergebracht. Von der reichen Dekoration und Ausstattung sind nur wenige Reste erhalten geblieben. Erwähnenswert ist unter anderem die in Grautönen gehaltene Stuckverkleidung der Wände des sog. Marmorsalons.
In der Parkanlage ist ein um 1780 ebenfalls nach einem Entwurf von Ignacy Graff gebauter Seitenflügel erhalten geblieben.
Am 3. September 2009 wurde das Palais durch einen Brand erheblich beschädigt.
Derzeit ist hier das Konferenzzentrum der Adam-Mickiewicz-Universität untergebracht.