KONARZEWO
Vermutlich errichtete Andrzej Radomicki, Burgvogt von Gniezno, Woiwode von Kalisz und dann von Poznań, verheiratet mit Franciszka geb. Czarnkowska des Wappens Nałęcz, die ungewöhnlich prächtige Residenz. Das hiesige Palais gehört zu den wertvollsten und interessantesten Residenzen aus dem 17. Jahrhundert, die bis heute in relativ wenig veränderter Form überdauerten.
Der Bau war vor 1690 begonnen worden, und die Arbeiten zogen sich bis in die letzten Jahre des 17. Jahrhunderts (die Ausschmückung des Interieurs sogar bis in die ersten Jahre des 18. Jh.) hin. In der ersten Phase entstand ein zweigeschossiges Bauwerk auf einem rechteckigen Grundriss mit gewölbten Kellern, das vermutlich mit einem hohen Walmdach gedeckt war. An der Vorderseite führte ein weiträumiger Hof zum Eingang, an der Hinterseite wurde ein geometrischer italienischer Garten angelegt.
1699 wurde das Baukonzept des schon fast fertig gestellten Objekts geändert. Im Mittelteil der Hinterfront, der Gartenfassade, wurde ein verlängerter Risalit mit einem an ihn von Westen her anschließenden Treppenhausanbau hinzugefügt. Das bewirkte, dass der bisher rechteckige Grundriss des Palais die Form eines „T“ erhielt. Diese Änderungen waren wahrscheinlich von der Absicht diktiert gewesen, das Interieur zu vergrößern und darin eine weiträumige Vorhalle und einen großen Saal im Obergeschoss einzurichten.
Der Ausbau verlieh der Residenz eine neue, bereits vollständig barocke Gestalt.
Ein Teil der Stuckdekoration des Interieurs ist erhalten geblieben. Zu großen Teilen überdauerten auch unter späteren Übermalungen die polychromen Deckengemälde, die während der Restaurierungsarbeiten in der ersten Hälfte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden. Im ehemaligen Esssaal im Erdgeschoss, der mit einem Wiegengewölbe mit Lünetten überfangen ist, wurde die Szene des Besuchs des hl. Antonius des Einsiedlers beim hl. Paulus dargestellt. Über diesen Gestalten erhebt sich ein Rabe, welcher eine doppelte Portion Brot bringt. Den Salon schmückt eine mythologische Szene. Sie zeigt den Musikwettstreit zwischen Apollo und Marsyas. Die polychrome Malerei, welche die Decke in dem an den Salon anschließenden Eckzimmer schmückt, stellt eine junge, kniende Frau dar, der ein aus Rauchwolken auftauchender Dämon mit Fledermausflügeln, Hundekopf und Sperberkrallen erscheint. Das ist vermutlich die Szene der Versuchung der hl. Theresa von Avila.
Stuckaturen und polychrome Malereien sind auch in zwei Innenräumen im Obergeschoss des Palais erhalten geblieben. Im Salon des Ostteils des Fronttrakts wurden ellipsenförmige Füllungen mit den gemalten Personifizierungen der vier Kardinalstugenden Tapferkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Weisheit untergebracht. Polychrome Gemälde füllten auch ursprünglich das mittlere grundlegende Deckenfeld aus, allerdings ist es heute nicht mehr möglich, sie zu erkennen.
Polychrome Malereien sind auch in einem nicht großen gewölbten Innenraum in der Südwestecke des Obergeschosses des Palais erhalten geblieben. Im Mittelfeld prangt ein von fliegenden Tauben gezogener Wagen mit Jupiter und Venus, in den Seitenfeldern befinden sich Darstellungen des Mars, Helios, Saturn und Merkur. Zurzeit hat die Gesellschaft mbH Animpex Wielkopolska hier ihren Sitz.