
MARGOŃSKA WIEŚ (dt. Margoninsdorf)
Als selbstständigen Ort und ein Gut erwähnt man Margońska Wieś (Landgemeinde Margonin, Landkreis Chodzież) im 15. Jh. Das Dorf war damals Eigentum des Geschlechts Grzymalici Margońscy, das hier bis zum 16. Jh. auftrat.
Im 17. Jh. gehörte das Dorf nacheinander zur Familie Rozdrażewski, Gembicki und Ciecierski. Diese letzte Familie baute hier um die Mitte des 18. Jh. ein barockes Gutshaus. Die Überbleibsel dieses Gutshauses enthält der bis heute erhaltene spätere Bau.
Das Gutshaus und das Gut übernahm in der zweiten Hälfte des 18. Jh. die Familie Skórzewski, die es in den 1830er Jahren verkaufte. Das Gut kaufte 1837 Ludwig Lessing, ein Bankier aus Berlin - 1842 verkaufte er es an Karl Ernst August von Schwichow, der in demselben Jahr mit dem Bau einer ein Jahr später abgeschlossenen Residenz begann. Nach seinem Tod (1852) übernahm das Gut seine Frau und 1862 gelangte es als Aussteuer einer der Töchter in die Hände der Familie von Zacha aus dem nahe gelegenen Strzelce. Das Gut blieb in der Hand dieser Familie bis zum Ende des 19. Jh, wonach es eine königliche Domäne wurde. Bis heute verbleibt es im staatlichen Besitz.
Die Autorschaft der Entwürfe der neugotischen, prachtvollen Residenz mit einem bei derartiger Architektur obligatorischen Turm wird dem bekannten und anerkannten Berliner Architekten Karl Friedrich Stüler zugeschrieben. Der eingeschossige Körper des ursprünglichen barocken Gutshauses mit hohem Dach und einer nach Süden gerichteten Fassade blieb während des Baus fast unverändert. An beiden Seiten wurden aber zweigeschossige Flügel angebaut. Der Ostflügel, mit einem monumentalen, über das Ganze dominierenden Eckturm an der vorderen Seite und einem ein wenig kleineren, sechseckigen Turm in der entgegengesetzten nordöstlichen Ecke öffnete sich ursprünglich mit Arkadenloggien im Stil der Neurenaissance, die auf der Ebene beider Geschosse verliefen. Gekrönt wurden sie jedoch, ähnlich wie die Türme, mit einer Zinnenattika. Der Westflügel, deutlich vor die Flucht der Frontfassade des mittleren Teils des Gebäudes vorgeschoben und mit einem Satteldach abgedeckt, wurde von der Vorderseite durch zwei sechseckige Türme hervorgehoben, die seine mit einem Staffelgiebel geschlossene Vorderfassade flankieren. Ursprünglich beherbergte er eine Kapelle und den Wohnteil, vom Westen her schloss sich an ihn ein eingeschossiger Anbau mit einer Zinnenbekrönung an.
Der mittlere Teil des Schlosses, mit dem fast unveränderten eingeschossigen Körper des ursprünglichen barocken Gutshauses, erhielt eine neue Fassade, die der Stilistik des ganzen Baus entspricht. Für den mittleren Teil der Frontfassade entwarf man einen dreiachsigen, mit Zinnen bekrönten, zweigeschossigen Risalit mit dem Haupteingang. Die Außenflächen der Wände waren in der Kratztechnik verziert, man schöpfte dabei aus dem architektonischen Vorrat gotischer Formen.
Ende des 19. Jh. wurde das Schloss teilweise umgebaut. Die Zinnenattika in der Bekrönung des mittleren Risalits der Frontfassade wurde durch einen Staffelgiebel ersetzt, an den Westflügel baute man einen neuen, zweigeschossigen Wohnteil an. Die späteren, bereits im 20. Jh. durchgeführten Umbauten, Renovierungen und Anpassungen führten zur bedeutenden Vereinfachung der architektonischen Verzierung der Fassaden und zu Veränderungen im Inneren des Schlosses.
Rund um das Schloss erstreckte sich eine ausgedehnte landschaftliche Parkanlage, deren Entwurf um die Mitte des 19. Jh. entstand. Man nutzte in ihm Elemente des früheren, barocken, regelmäßigen Gartens, der in den 1780er Jahren von der Familie Skórzewski angelegt worden war.
Sichtbar sind noch heute die Umrisse der alten Anlage, erhalten geblieben ist eine Lindenallee und Bäume, die Naturdenkmale sind.
Im Schlossturm befindet sich Józef-Wybicki-Gedenkraum. Wybicki verfasste den Text der polnischen Nationalhymne.