RACOT
Dorf im Kreis Kościan, ca. 6 km südöstlich von Kościan.
Die Geschichte des Dorfes Racot (Gemeinde Kościan, Landkreis Kościan) reicht bis ins Mittelalter zurück. Sein erster, urkundlich bestätigter Besitzer war in den Jahren 1390-1408 Jan Borek. Das heutige Schloss in Racot hängt mit Dorota Fürstin Jabłonowska (geb. Bronisz) und ihrem Sohn Antoni zusammen, die hier Ende des 18. Jh. eine prachtvolle Residenz erbauten.
Der Entwurf des Schlosses soll ein Werk des königlichen Architekten Domenico Merlini gewesen sein. Möglicherweise war es aber nicht Merlini, sondern Johann Christian Kamsetzer, der in der Provinz Großpolen wirkte (u.a. im nahe gelegenen Pawłowice).
Das einfache zweigeschossige Schloss (die Höhe des Erdgeschosses deutet auf seinen repräsentativen Charakter hin) wurde mit einem Walmdach abgedeckt. Im Hauptteil der Fassade gibt es einen Portikus, dessen toskanische Säulen ein mit dem Wappen der Fürsten Jabłonowski geschmücktes Tympanon tragen. Die Verzierung der Fassade bilden einfache Linien der Gesimse und Einfassungen der Fenster. Durch die Kratztechnik verzierte man die Ecken des Gebäudes und die Risalite (hervorspringende Gebäudeteile) der Gartenfassade.
Das Innere der beiden Geschosse besteht aus je einem mehrere Räume umfassenden Appartement. Gebildet ist es aus einem Vestibül, einem hinter diesem gelegenen Salon und Speisesaal mit anliegenden Zimmern – hier speiste man und empfing die Gäste. Die Räume der Residenz in Racot erfüllten ihre am Ende des 18. Jahrhunderts konzipierten Funktionen unverändert bis 1918.
Besondere Beachtung verdient im Schloss die Innenausstattung vom Ende des 18. Jahrhunderts, namentlich die Stuckatur im Salon und im anliegenden Schlafzimmer und an den Decken des Obergeschosses (hier gibt es leider bedeutende Verluste). Es gibt Parallelen zur Stuckatur des Schlosses in Pawłowice, die ein Werk des italienischen Künstlers Giuseppe Broghi ist. Die gut erhaltene Verzierung des großen Saals im Erdgeschoss ist eine um 1900 gefertigte Nachbildung der Ausstattung dieses Raums im 18. Jh. Neben der Stuckatur gab es auch Malereien. Erhalten geblieben sind ursprüngliche Elemente des Gebäudes: einige wenige Öfen, Kaminverkleidungen, Türeinfassungen und die zum ersten Stock führende Wendeltreppe.
Antoni Fürst Jabłonowski verkaufte 1799 das Gut in Racot an den Prinzen Wilhelm von Oranien, der nach der Verbannung aus der Heimat sich hier anzusiedeln plante. Auch nachdem er 1815, dank der Beschlüsse des Wiener Kongresses, zum Herrscher des neu gebildeten Königreichs der Niederlande gekrönt wurde, unterhielt er weiterhin Kontakte zu Großpolen. Auch seine Nachfolger, Wilhelm II. und Wilhelm III., blieben bis 1884 Eigentümer von Racot. Das Gut übernahm dann die Schwester von Wilhelm III., Wilhelmine Marie Sophie, die Ehefrau von Karl Alexander, dem Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der letzte Besitzer (bis 1918) war Neffe des Königs Wilhelm III., Wilhelm Ernst Karl Alexander Friedrich, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach.
Die letzten Besitzer von Racot vergrößerten 1902 das Schloss durch einen einstöckigen Anbau im Westen des Gebäudes. Im 19. Jahrhundert vergrößerte man den hinter dem Schloss gelegenen Garten und in den Jahren 1881-1884 errichtete man imposante Wirtschaftsgebäude. Nach dem I. Weltkrieg wurde das Gut in Racot staatliches Eigentum. Die zum Vorwerk gehörenden Ackerflächen übergab man an das hier gegründete staatliche Gestüt, das Schloss wurde eine Residenz des Präsidenten der Republik Polen. Das 1930 an die Woiwodschaftsbehörden übergebene Schloss wurde von der Direktion des Gestüts verwaltet.
Das Schloss ist heute der Sitz des Gestüts Racot, eines der größten in Polen. Man veranstaltet hier Pferdewettbewerbe und bietet ein vielfältiges Erholungsangebot.
Adresse:
ul. Dworcowa 5
64-000 Racot
tel. +48 65 511 79 64