RAKONIEWICE (Rakwitz)
Eine Stadt inmitten der Posener Seenplatte (Pojezierze Poznańskie), südwestlich von Posen und 12 km südlich von Grodzisk Wielkopolski gelegen.
Der Name der Stadt ist vermutlich eine Ableitung vom Namen des mittelalterlichen Dorfes, dessen Eigentümer Graf Rakoń war. Vom Herzog Bolesław dem Frommen (gest. 1279) erhielt er für seine Kriegsverdienste die Güter in der Gegend. Seine erste Arztpraxis hatte hier in den Jahren 1869–1872 der Arzt und Bakteriologe Robert Koch, späterer Nobelpreisträger (1905) für die Erforschung der Tuberkulose.
Geschichte
1662 gründete Krzysztof Grzymułtowski für die protestantischen Flüchtlinge aus Schlesien eine Stadt mit dem Namen Freystadt. Da der neue Name nicht akzeptiert wurde, griff man erneut nach dem Namen aus der Zeit, als der Ort noch ein Dorf war. Eine erneute Stadtgründung erfolgte 1696. Nach der zweiten Teilung Polens (1793) fiel Rakoniewice an Preußen. In der ersten Hälfte des 19. Jh. trieb die Bevölkerung Handel mit Blutegeln. Diese ungewöhnliche Beschäftigung realisierte man, indem man die Blutegel aus Russland einführte. In der Winterzeit hielt man sie in besonderen Teichen und fütterte sie mit Pferdeblut. Als empfohlene Panazee benutzte man sie in der Medizin beim Aderlass. Man verkaufte sie gut auf den westeuropäischen Märkten.
Die Stadt war auch als lokales Zentrum des Getreidehandels bekannt. Ansonsten stellte man hier die Kaffeemühlen her. Zwischen 1807 und 1815 lag die Stadt in den Grenzen des Herzogtums Warschau. 1919, nach einer Periode erneuter preußischer Dominanz, kehrte Rakoniewice zu Polen zurück. Die Folge der deutschen Besatzung nach 1939 war u.a. die Aussiedlung der polnischen Bevölkerung in das Generalgouvernement. Opfer nationalsozialistischen Terrors wurden fast 200 Bürger der Stadt. Heute ist die Stadt Handels- und Dienstleistungszentrum einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region.
Sehenswertes:
Am Markt sind vier Häuser aus dem 18. Jh. mit Laubengängen erhalten geblieben. In der ehemaligen evangelischen Fachwerkkirche aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. befindet sich seit 1974 das Großpolnische Museum für Feuerwehrwesen, eines der ältesten dieser Art im Land. An dieses Museum knüpft der 2009 erbaute Springbrunnen auf dem Markt an – das Wasser wird in das Brunnenbecken von zwei Feuerwehrmännern eingeschüttet. Östlich vom Markt sieht man die in den Jahren 1914-1917 umgebaute Kirche des hl. Martin und Stanisław von der Wende des 18. zum 19. Jh. In der Stadt befindet sich auch der im 19. Jh. im Stil der Neurenaissance errichtete Palast der Familie Czarnecki mit einem wunderschönen Landschaftspark.