Das Interesse von Walenty Szwajcer, dem Dorfschullehrer in Biskupin (Kreis Żnin), weckten 1933 die Gegenstände, mit denen seine Schüler nach dem Unterricht spielten. Er erfuhr, dass sie auf der Halbinsel des Biskupin-Sees gefunden worden waren. Beim Torfstechen und während der Vertiefung des Flusses Gąsawka wurden gut erhaltene Überreste einer prähistorischen Siedlung freigelegt. Ein Jahr darauf wandte sich W. Szwajcer an Józef Kostrzewski, einen namhaften Archäologen und Professor an der Universität Poznań, der bald darauf breit angelegte Forschungen an der sensationellen Entdeckung aufnahm. Über die folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden in Biskupin Ausgrabungsarbeiten geführt, in deren Ergebnis ein Großteil der ehemaligen Wehrsiedlung aufgedeckt wurde. Man war zu dem Schluss gelangt, dass es sich um eine Siedlung aus der Zeit der Lausitzer Kultur, also aus der frühen Eisenzeit, handelt. Die Siedlung nahm eine Fläche von 2 ha ein, und das Innere des mit einem Wellenbrecher, einem Wall und einer Palisade umgebenen Terrains war mit 13 Reihen langer Holzhütten ausgefüllt. In der ganzen Siedlung mochten ca. 1000 Personen gewohnt haben.
In der Zwischenkriegszeit war die Ausgrabungsstätte aus Biskupin eine der größten archäologischen Sensationen und gleichzeitig eine spezifische Propagandawaffe gegen die Ansichten der deutschen Forscher gewesen, die betonten, dass diese Gebiete urgermanisch seien. Es wurde auch eine hypothetische Rekonstruktion eines Teils der Häuser, des Schutzwalls und des Einfahrtstors vorgenommen – und so war in kurzer Zeit das Bild von Biskupin entstanden, das sich den Polen hervorragend eingeprägt hat und in die polnische Geschichte und Ikonographie eingegangen ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Forschungen fortgesetzt. Anfänglich war man der Meinung, dass die Siedlung in den Jahren 700-400 v.Chr. entstanden sei. Später verschob Prof. J. Kostrzewski diese Zeit auf die Jahre 550-400 v.Chr. Aufsehen erregten die Ergebnisse der Untersuchungen mit der C-14 Methode (Kohlenstoffmethode), die von Experten der Technischen Hochschule Gliwice an Proben des Holzes durchgeführt wurden, das für den Bau der Siedlung Biskupin verwandt worden war. Sie machten die Siedlung um ganze 200 Jahre älter. Bestätigt wurden sie durch die Ergebnisse der dendrochronologischen Untersuchungen, bei denen das Alter des Baums anhand der Jahresringe im Stamm ermittelt wurde. Im Ergebnis dieser Analysen, die in Warschau, Göttingen und Zürich durchgeführt wurden, stellte es sich heraus, dass die für den Bau der Siedlung benutzten Bäume in den Jahren 747-722 v.Chr. gefällt worden waren. Die Siedlung in Biskupin ist also wesentlich älter als angenommen und war nicht mit der Lausitzer Kultur verbunden.
Heute ist die Siedlung Biskupin ein spezifisches Freilichtmuseum der Lebensbedingungen der Menschen vor vielen hundert Jahren, ein Ort jährlicher archäologischer Festspiele, und bildet auch eine interessante Szenographie für Filmer, für die Autoren u.a. von Teilen der Verfilmung „Mit Feuer und Schwert“ (von Henryk Sienkiewicz) sowie der „Alten Mähr“ (von Józef Ignacy Kraszewski).