Der Wielkopolska-Nationalpark (Wielkopolski Park Narodowy), der 1957 eingerichtet wurde, liegt im Kreis Posen lediglich 15 km südlich der Stadt Posen. Der Park umfasst einen Teil der Posener Seenplatte und des Posener Warthedurchbruchs. Seine Fläche beträgt gegenwärtig 76,2 km2.
Die Landschaft des Parks wurde im Ergebnis der Tätigkeit des Inlandeises während der letzten Vergletscherung gestaltet und ist durch ein vielfältiges Bodenrelief gekennzeichnet. Es kommen zahlreiche Elemente der postglazialen Landschaft vor: Moränenhöhen, Rinnen, die mehrheitlich mit Wasser gefüllt sind (11 Seen), Kameshügel, Oser und es sind Findlinge anzutreffen. Der tiefste und wohl schönste See des Nationalparks ist der Górecki-See (97 ha) mit der Schlossinsel, auf der sich die Ruinen eines neogotischen Schlösschens befinden. Im Frühjahr und im Herbst ist der See Raststelle für Tausende Wildgänse während ihrer Migration. Die Gänse, die nachts sicher auf dem See rasten, tragen mit ihren Exkrementen leider zu seiner Verschmutzung bei. Die höchste Erhebung des Parks ist der Osowa Góra mit einer Höhe von 132 m über dem Meeresspiegel.
Am westlichen Abhang des Osowa Góra wurde 1994 ein 15 Tonnen schwerer Felsblock aufgestellt, der aus dem Tatra-Nationalpark hierher gebracht wurde. Er ist Władysław Graf Zamoyski (1853-1924), dem letzten Eigentümer des Schlosses in Kórnik und anderer Güter (u.a. eines Teils der Tatra) gewidmet, der die ihm gehörenden Wälder im heutigen Wielkopolska-Nationalpark (im Rahmen der von ihm testamentarisch errichteten Stiftung „Zakłady Kórnickie”) dem polnischen Volk übertrug. Etwas weiter ist unter der Krone einer alten Linde mit einem Umfang von 310 cm ein alter Brunnen verborgen. Nach der Überlieferung sollte bei ihr der französische Kaiser Napoleon Bonaparte Halt gemacht haben, als er 1807 die Gegend um Posen besuchte.
Die Flora und Fauna des Nationalparks ist sehr abwechslungsreich. Es kommen 1120 Arten Gefäßpflanzen (über 80% der in Großpolen vorkommenden Arten), 148 Arten Moospflanzen, 150 Flechtenarten, 500 Arten Algen und 800 Arten Pilze vor. Zahlreich vertreten sind auch unter Schutz stehende Pflanzen (55 Arten) und Reliktpflanzen. Es dominieren waldbedeckte Flächen. Vorherrschende Arten auf dem Gebiet des Parkes sind Kiefer und Eiche. Fichten, Lärchen, Birken, Eschen, Erlen, Linden und Hainbuchen bilden dagegen eine Bereicherung des übrigen Baumbestands. Sehr reich ist auch die Fauna. Am zahlreichsten kommen Wirbellose vor, unter denen Insekten (mehr als 3000 Arten) dominieren. Stark vertreten sind auch Wirbeltiere: 26 Arten Fische (von denen Plötze, Rotfeder, Blei, Hecht und Barsch am häufigsten sind), 13 Arten von Amphibien, 5 Arten von Reptilien, 220 Vogelarten und über 40 Arten Säugetiere. Unter den Tieren sind auch viele geschützte, seltene und interesante Arten vetreten, wie z.B. Spitzmäuse – unsere kleinsten Säugetiere.
Innerhalb des Parks wurden 18 strenge Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 260 ha abgetrennt. Es handelt sich um Gebiete, in denen wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt werden und die auch Lehrfunktionen erfüllen.
Der Wielkopolska-Nationalpark unweit der Stadt Posen ist ein touristisch attraktives Gebiet, das gern von Touristen und Naturliebhabern besucht wird. Um ihn Besuchern zugänglich zu machen, wurden 6 Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 93 km abgesteckt. Entlang der Warthe führt ein Radwanderweg und für Autotouristen wurden Parkplätze und Reststätten eingerichtet. Am Sitz der Parkdirektion in Jeziory gibt es ein Museums- und Bildungszentrum, zur Besichtigung wurde auch das turmförmige Mausoleum der Familie Bierbaum bei Szreniawa (dt. Schenawe) freigegeben.