
DIE INSEL OSTRÓW LEDNICKI
Frühmittelalterlicher archäologischer Standort, 36 km von Poznań und ca. 18 km von Gniezno entfernt. Wichtiger Punkt auf dem Piastenweg.
Vom 15.4. bis zum 30.10. während der Öffnungszeiten der Ausstellung Überfahrt auf die Insel mit der Fähre.
7,5 ha große Insel im Südteil des Lednica-Sees. Einst verlief die Route, die Poznań und Gniezno verband, über die Insel. Sie war eines der Hauptzentren des Staates Mieszkos I. und Boleslaus‘ des Tapferen (2. Hälfte des 10. Jh. – 1025). Zurzeit befindet sich hier ein archäologisches Reservat, das zum Museum der Ersten Piasten auf Lednica gehört.
Die auf der Insel Ostrów Lednicki erhalten gebliebenen Ruinen sind seit Jahrhunderten eine Inspirationsquelle für Sagen und Legenden, wie etwa vom unbekannten König, der zusammen mit einer ganzen Ritterschar auf dem Seegrund ruht. Die Sage weiß auch zu berichten, dass in der Burg auf der Insel Boleslaus der Tapfere, der Sohn Mieszkos I. und Dobrawas, geboren wurde. In der Umgebung der Insel spielt ein Teil der Handlung des Romans Eine Alte Mähr von Józef Ignacy Kraszewski.
Die Insel war bereits in der Jungsteinzeit bewohnt. Ende des 9. Jahrhunderts entstand in ihrem Südteil eine Burg, die von einem Wall umgeben war, der einen Durchmesser von ca. 50 m hatte. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde ein mächtiger Wehrkomplex erbaut.
Die Holz- und Erdwälle, die sich über der Insel erheben, umfassten ein Gelände von ca.100 × 120 m, d.h. ca. 1,5 ha. Im Innern befand sich das gemauerte Palatium des Herzogs mit dem Baptisterium und der Kirche. Nördlich der Burg erstreckte sich die Unterburg. Sowohl auf dem Burggelände als auch in der Unterburg standen Holzhütten und Halberdhütten. Die Insel war mit dem Festland durch zwei Brücken verbunden, die westliche – in Richtung Poznań (470 m) und die östliche – in Richtung Gniezno (174 m). Die Brücken waren ca. 5 m breit. Im Westen wurden hölzerne Uferbefestigungen entdeckt.
Wahrscheinlich empfing Boleslaus der Tapfere den Kaiser Otto III. (Monarchentreffen von Gniezno) auf der Insel Ostrów Lednicki, von wo aus Otto zu Fuß nach Gniezno wanderte. Die Burg und die Brücken wurden in den dreißiger Jahren des 11. Jahrhunderts zerstört. Während der Forschungen, die von Unterwasserarchäologen durchgeführt wurden, wurden zahlreiche Spuren einer Schlacht gefunden, u.a. Militaria und ein Helm. Es wurden auch Relikte der Brücken und versenkte Boote entdeckt. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde das Palatium teilweise wieder aufgebaut und ein Turm aus Granitsteinen angebaut. Die Besiedlung überdauerte auf der Insel vermutlich bis zum 14. Jahrhundert, doch die Rolle der Burg verringerte sich nach der Verlegung der Hauptstadt nach Krakau. Damals fungierte die Insel hauptsächlich als Friedhof.