Die Burg ist ein eingezäunter Ort, geschützt vor ungebetenen Gästen, auf polnischem Boden meist auf einem Hügel, im Überschwemmungsgebiet eines Flusses oder auf einer Insel gelegen. „Ostrów“ heißt auf Altpolnisch Insel. Die Burg in Poznań wurde Ostrów Tumski genannt – und tatsächlich entstand sie um das 9. Jahrhundert auf der vom Überschwemmungsgebiet von Warta und Cybina gebildeten Insel. Der wichtigste Teil, der Residenzteil, befand sich auf der Westseite. Dort befanden sich ein mächtiges gemauertes Palatium, also der herzogliche Sitz mit Kapelle, und auch die Hauptwirtschaftsgebäude, die direkt dem Hof dienten. Dieses Terrain war von einem Schutzwall aus Holz und Erde umgeben. Vom Osten grenzte an die Burg die geräumigere, rund herum befestigte Unterburg, auf der das repräsentativste Gebäude der Dom war – damals noch romanisch. Dom, also „tum“ – daher der Name Ostrów Tumski (Dominsel).
Nach den damals geltenden Regeln wurde zuerst ein Fundament, eine steinerne Bank, gelegt, auf die dann eine Art Kästen aus Baumstämmen, gefüllt mit Sand und Steinen, gestellt wurden. Die für jene Zeiten raffinierte Konstruktion wurde durch entsprechend angeordnete Baumstämme befestigt, die oft mit „Haken” miteinander verbunden waren. Jene „Haken“ wurden von an den Stämmen belassenen Aststückchen gebildet. Nachdem das Ganze mit Lehm und Erde abgedeckt worden war, entstand ein hoher Schutzwall, auf dessen Kamm eine hölzerne Palisade angebracht wurde.
Mit der Zeit wurde die größer werdende Burg von Poznań schon zu eng, also entstand südlich der sumpfigen Schlucht (im heutigen Stadtteil Zagórze) eine weitere, sehr ausgedehnte Unterburg, die teilweise mit einem Schutzwall umgeben war. Sie wurde hauptsächlich von Handwerkern und Kaufleuten bewohnt und war vermutlich auch der Sitz einer besonderen Garnison, dort standen nämlich die Hütten der Krieger, die der herzoglichen Garde angehörten.
So war es bis Mitte des 13. Jahrhunderts, als Herzog Przemysł I. beschloss, eine neue Stadt am linken Warta-Ufer zu gründen und die dort schon existierenden Siedlungen einzugemeinden. Auf der Insel Ostrów Tumski verschwanden die Schutzwälle, doch im 16. Jahrhundert tauchte ein gotisches Gebäude auf, die Psalterie, die Insel wurde von einer Wehrmauer umgeben (vor kurzem wurden die Fundamente eines der Wehrtürme gefunden), es entstand ein neuer gotischer Dom, an der Stelle der Schlosskapelle hingegen wuchs die Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria empor.
Ebenso groß wie die Burg von Poznań war die Burg in Gniezno, ein anderes starkes Machtzentrum der Piasten wurde außerdem in Giecz (Kreis Środa) angesiedelt, wo bis heute mächtige Wälle der frühmittelalterlichen Befestigungen erhalten geblieben sind. Besondere Bedeutung, die durch die Größe der Eindämmungen unterstrichen wurde, hatte die Burg auf der Lednica-Insel (Kreis Gniezno). Forschungen werden auch auf dem Gelände der großen Burg in Grzybowo (Kreis Września) durchgeführt. Heute kann man auf dem Territorium von ganz Wielkopolska Überreste ehemaliger Burgen finden.
Die wichtigsten Burgen in Wielkopolska waren auch die zeitweiligen Sitze des Herrschenden. Darin mussten sich demnach gemauerte Palatia befinden (daher rührt der spätere Name „pałac“ /Palais/). Jene „Palais” im frühen Mittelalter hatten kaum Ähnlichkeit mit den späteren schönen Renaissance- oder Barockresidenzen, sie hatten jedoch riesige Bedeutung für den Staat. Das Palatium legte Zeugnis ab von der Stärke und Bedeutung des Herrschers, für den dieser kostspielige Bau bestimmt war.
Auf dem Territorium von Wielkopolska war das herzogliche Palatium auf der Lednica-Insel eines der bedeutendsten. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts auf einem rechteckigen Grundriss errichtet, war es ein Steinbau, vermutlich ein mehrstöckiger, mit Repräsentations- und Wohnräumen. An die Längsachse des Palatiums grenzte eine Rotunde – die Kapelle.