In dem am rechten Warta-Ufer gelegenen Teil von Poznań, in der Nähe des Kreisverkehrs Rondo Śródka, zieht die charakteristische Kirche des hl. Johannes von Jerusalem, die Hauptkirche des Malteserordens in Polen, den Blick auf sich. Hier gründete im Frühmittelalter Herzog Mieszko III. der Alte bei einer kleinen Kirche ein Asyl für Kranke, das er 1187 den Johannitern zur Verfügung stellte – und so entstand die Siedlung Komandoria (Kommende). Erklären wir: die Johanniter sind ein Orden, der um 1130 während der Kreuzzüge in Jerusalem gegründet wurde und dessen Ritter sich 1530 auf Malta (einer Mittelmeerinsel) niederließen – das war der Ursprung für ihren heutigen landläufigen Namen. Seit 1237 trägt die hiesige Kirche den Namen des hl. Johannes von Jerusalem. Bei ihr entstand eine Pfarrgemeinde, die auch die Stadtteile Rataje und Żegrze umfasst.
Die neuen Hausherren errichteten auch einen Sitz für ihr Oberhaupt – den Komtur. Der erste von ihnen war Teodoryk, der dieses Amt zur Zeit der Herrschaft des Herzogs Przemysł I. ausübte. Ab dem 15. Jahrhundert ernannte der König die Ordenskomture und mit der Zeit wurde dieses Amt zu einer Art Auszeichnung, die der Monarch vergab. Es kam vor, dass das neue Oberhaupt der Komturei zuerst sein Amt antrat und dann erst dem Orden beitrat. Jeder Komtur war Domherr von Poznań, und seit dem 16. Jahrhundert erfolgte seine feierliche Amtseinführung im Dom.
Der letzte Komtur der Johanniter von Poznań war Andrzej Marcin Bończa Miaskowski, der 1832 verstarb. Gemäß dem im preußischen Staat geltenden Recht gingen die Güter eines Klosters in Staatseigentum über, wenn der Konvent erlosch. Das gleiche geschah mit der Komturei von Poznań; dem Pfarrer und den Gemeindemitgliedern gelang es lediglich, die Kirche vor dem Abriss zu bewahren.
Die Malteserritter kehrten erst dann nach Poznań zurück, als Polen die Unabhängigkeit wiedergewann. Nach der Gründung des Verbands der Polnischen Malteserritter (Związek Polskich Kawalerów Maltańskich) wurde die Kirche des hl. Johannes von Jerusalem renoviert. Bis heute fungiert sie als Zentralkirche der polnischen Ritter dieses Ordens und, der Pfarrer der hiesigen Pfarrgemeinde ist Domherr des Domstifts.