PIŁA (Schneidemühl)
Eine im Tal der Gwda, am Fluss Gwda anmutig gelegene Kreisstadt, 11 km oberhalb ihrer Einmündung in die Noteć (Netze). Ein großer touristischer und Naturvorzug von Piła sind die ausgedehnten Waldgebiete, die bis in die Stadt hineinreichen. In Piła wurde ein herausragender Pole — der Schriftsteller, Publizist, Politiker und Priester Stanisław Staszic (1755–1826) geboren. Der Name der Stadt leitet sich wahrscheinlich von der Sägemühle und den zahlreichen Feuersbrünsten ab, von denen die Einwohner heimgesucht wurden. Der in seinen Auswirkungen verhängnisvollste Brand verschlang die Stadt (nach den Eintragungen in den Chroniken) im Jahr 1626.
Geschichte
Erstmals schriftlich erwähnt wurde Piła 1449 als dem polnischen Herrscher direkt unterstehende königliche Stadt. Darüber hinaus erhielt Piła 1513 durch den König von Polen und Großfürsten von Litauen Zygmunt I. Stary (1467-1548) die Bestätigung der Verleihung des Magdeburger Rechts. Die Einwohner beschäftigten sich vor allem mit der Nutzung der umliegenden Wälder, auch mit dem Handwerk und dem Handel waren stark vertreten. Dies ergab sich aus dem Charakter der nahe der Wildnis gelegenen mittelalterlichen Siedlung.
Wie die meisten Städte der Region Großpolen nahm Piła nicht nur wegen zahlreicher Naturkatastrophen Schaden, sondern wurde vor allem während der schwedischen Sintflut (1655–1660) schwer in Mitleidenschaft gezogen, als die Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde. Im siebzehnten Jahrhundert wurden die wirtschaftlichen Vorteile aus der Entwicklung der lukrativen Tuchfertigung erkannt. Ein Jahrhundert später gab es bereits einen blühenden Seidenbau.
Nach der polnischen Teilung von 1772 fand sich Piła in den Grenzen des preußischen Staates. Kurz war es Teil des Herzogtums Warschau, des von Kaiser Napoléon errichteten polnischen Rumpfstaates (1807-1815). Danach ging es wieder unter die Herrschaft der preußischen Teilungsmacht über. Bis 1945 lautete der deutsche Ortsname Schneidemühl. Trotz des starken deutschen Drucks funktionierten in Piła auch weiterhin polnische Wirtschafts-, Kultur- und Bildungsvereinigungen.
Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt Piła seine erste Bahnverbindung mit Krzyż (dt. Kreuz (Ostbahn)) und der Stadt Bydgoszcz (dt. Bromberg). Als interessantes Detail ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, dass die Eisenbahn bis Ende des Jahres 1851 bereits 57.122 Passagiere und 8.460 Tonnen Güter transportierte. Piła lag auf der wichtigen Strecke zwischen Berlin und Königsberg (heute Oblast Kaliningrad – Königsberger Gebiet) und war Haltepunkt der Preußischen Ostbahn Ab 1867 kreuzten sich hier zwei wichtige Eisenbahnstrecken und führten später zu der Namensgebung "Kreuz".
In Piła gab es eine große Militärgarnison, die Ausfallbasis für die Bekämpfung des Aufstand von Wielkopolska (1918–1919) war.
Nach dem Ersten Weltkrieg verblieb Piła innerhalb der Grenzen des westlichen Nachbarn.
Erst am 14. Februar 1945, nach schweren Kämpfen und der Erstürmung der von 25.000 Mann verteidigten Festung, kehrte die Stadt wieder zu Polen zurück. Im Ergebnis der heftigen Kämpfe wurde die Stadt zu 75% zerstört, Folge des Sieges war aber die Rückkehr in das Mutterland nach langen 173 Jahren.
Heute ist Piła ein wichtiges Industrie- und Dienstleistungszentrum und ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt.
Sehenswurdigkeiten
In der Browarna-Straße 7 befindet sich in einem von der italienischen Villenarchitektur aus der Mitte des 19. Jh. inspirierten Gebäude das Bezirksmuseum. In dem Museum erfahren Sie mehr über die Vergangenheit der Stadt und können archäologische Funde, ethnographische und historische Exponate besichtigen.
In der Straße steht das Fachwerkhaus, in dem der oben genannte Stanisław Staszic wahrscheinlich geboren wurde. Momentan befindet sich in dem Gebäude ein nach ihm benanntes biografisches Museum.
In der Ludowa-Straße 20 befindet sich die St.-Antonius-von-Padua-Kirche von 1929/1930. Im Altar des Gotteshauses hängt Europas größtes, aus einem Stück Holz gefertigtes hölzernes Kruzifix mit einer Höhe von 7,5 m.
Ein interessantes Denkmal der Industriearchitektur ist der im Volksmund Okrąglak (Rundling) genannte alte Lokschuppen, der in den Jahren 1870–1874 erbaut wurde. Es handelt sich um das einzige in seiner ursprünglichen Form erhaltene Objekt dieser Art in Polen.
An mehreren Wegen liegt noch innerhalb der Grenzen der Stadt das Landschaftsschutzgebiet Kuźnik.
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