RYDZYNA (Reisen)
Die Stadt Rydzyna (dt. Reisen) liegt 9 km südöstlich von Leszno. Erhalten geblieben ist hier eine urbanistische Stadtanlage, die in Polen zu äußerst seltenen gehört und in Europa nur wenige Pendants findet. Sie entstand zwischen 1738 und 1762 auf Initiative von Aleksander Józef Sułkowski nach einem Entwurf des bekannten schlesischen Architekten Karl Martin Franz. Der Stadtplan basiert auf einem Raster aus axial und strahlenförmig angelegten Straßen, die das Stadtzentrum mit der weitläufigen Magnatenresidenz verbinden.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes entstammt dem Jahr 1403. Dort wurde als Besitzer der Ortschaft der Edelmann Jan aus Czernina vom Wappen Wierzbno genannt, der seinen Stammsitz aus Schlesien hierher verlegte. Im Laufe der Zeit übernahm diese Familie dann von ihrer Besitzung den Namen Rydzyński.
Die Stadtgründung muss vor 1407 stattgefunden haben, sie wurde im Jahre 1551 bestätigt. Im 15. Jh. ließen sich viele Hussiten aus Böhmen in Rydzyna nieder und im 16. Jh. galt Rydzyna als Zentrum des Handwerks. Gegen Ende des 18. Jh. ging Rydzyna in den Besitz der Adelsfamilie Leszczyński über und von 1738 bis 1909 war Rydzyna Stammsitz der Familie Sułkowski.
Von 1774 bis 1820 gab es in Rydzyna ein Gymnasium, das von den Piaristen betrieben wurde, und ab 1784 eine Ritter-Akademie für junge Adelige. Zwischen 1928 und 1939 beherbergte das hiesige Schloss ein elitäres Gymnasium, das für sein hohes Niveau und die modernen Unterrichtsmethoden bekannt war.
Sehenswürdigkeiten
Zentraler Punkt ist der kleine, quadratische Marktplatz, der mit barocken und neobarocken Giebel- und Traufenhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert bebaut ist. In der Mitte des Marktes steht das Rokokodenkmal der Heiligen Dreifaltigkeit von 1760/1761, das an die Pestepidemie von 1709 erinnert. In der westlichen Häuserfront steht das barocke Rathaus aus dem Jahre 1752 mit einem hölzernen Turm.
Nordöstlich vom Markt befindet sich die Barockkirche St. Stanislaus von 1746–1751 (Architekt: K. M. Frantz). In dem Gotteshaus finden wir hinter dem Hauptaltar die gotische marmorne Grabplatte des Stadtgründers Jan aus Czernina von 1422 - einen der ältesten Rittergrabsteine in Großpolen.
An der Straße nach Leszno eine spätbarocke, ehemals evangelische Kirche von 1779-1783 und die restaurierte hölzerne Bockwindmühle "Józef", in der das Müllerei- und Landwirtschaftsmuseum beheimatet ist.
An die Stadt mit ihrem annähernd kreisrunden Umriss grenzt im Osten eine frühere Magnatenresidenz mit einem Schloss aus dem 15. Jh. an. Teilweise auf seinen Grundmauern wurde in den Jahren um 1682 bis 1695 die barocke Residenz der Familie Leszczyński (Arch. Józef Szymon Belotti) errichtet. Gegenüber dem Schloss befinden sich Bauten im Stil des Barockklassizismus aus dem 18. Jh. und vor ihnen monumentale Bäume, u.a. eine Platane mit einem Stammumfang von 550 cm. Östlich vom Schlossgebäude erstreckt sich ein ursprünglich regelmäßiger Park vom Ende des 17. Jh. (6,9 ha). Um 1820 wurde er in einen Landschaftspark mit stattlichem Baumbestand umgestaltet.