POZNAŃ (Posen)
Stadt an der Warta. Hauptstadt von Wielkopolska, der Woiwodschaft Wielkopolska und des Erzbistums Poznań. Wichtiger Punkt auf dem Piastenweg.
Als die preußischen Befestigungsanlagen 1904 abgerissen wurden, schuf der deutsche Architekt und Städtebauer Joseph Stübben an ihrer Stelle einen Ort, an dem die sich hier aufhaltenden Deutschen (hauptsächlich Beamte) wie zu Hause fühlen konnten – das Kaiserviertel, das Geschichte mit Eleganz verband.
In der Straße Święty Marcin befindet sich das Gebäude des ehemaligen Evangelischen Hauses, das von Johannes von Charlottenburg projektiert wurde und an die nördliche Renaissance anknüpft. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand hier die Ignacy-Jan-Paderewski-Musikakademie ihren Sitz. 1997 wurde der neue Flügel zur Nutzung übergeben, der in seiner Form dem älteren Gebäude angenähert ist. An dem Gebäude ist eine Tafel angebracht, welche den Stand der Verunreinigung der Atmosphäre anzeigt.
Auf der gegenüberliegenden Seite im ehemaligen Gebäude der Raiffeisenbank ist die Juristische Fakultät der Adam-Mickiewicz-Universität untergebracht. Damit verbunden ist das Gebäude der alten Königlichen Akademie (eine Art Oberschule höherer Stufe) untergebracht, das von Edward Fürstenau im Stil der deutschen nördlichen Renaissance projektiert wurde. Es beherbergt das Rektorat der Adam-Mickiewicz-Universität und die Universitätsaula, die eine herrliche Akustik besitzt. Hier finden Musikveranstaltungen von internationalem Rang statt, bspw. der Internationale Henryk-Wieniawski-Violinwettbewerb und der Musikfrühling von Poznań.
Vor der Aula ist das 1910 von Max Littmann erbaute deutsche Theater zu sehen. Zurzeit Sitz des Großen Stanisław-Moniuszko-Theaters, einer der wichtigsten Opernbühnen in Polen. Hier fanden die Uraufführungen der Legenda Bałtyku (Legende der Ostsee) von Feliks Nowowiejski und der Czarna Maska (Schwarzen Maske) von Krzysztof Penderecki statt.
Ein weiteres Gebäude in der Fredry-Straße ist das Collegium Maius. Es wurde als Sitz der Preußischen Ansiedlungskommission (sie sollte polnische Anwesen erwerben und sie Deutschen übergeben) gebaut. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich hier der Sitz des Präsidiums der deutschen Polizei. 1940 brachten die Pfadfinder der Grauen Reihen auf der Kuppel des Gebäudes die weiß-rote Fahne an. Derzeit Sitz der Medizinischen Universität „Karol Marcinkowski”.
Das Bauwerk, das das ganze Viertel beherrscht, ist das Schloss, das in den Jahren 1905–1910 nach einem Entwurf von Franz Schwechten für den deutschen Kaiser Wilhelm II. gebaut wurde. Zurzeit befindet sich hier das Kulturzentrum „Zamek” (Schloss). Alljährlich am 11. November finden auf dem Platz vor dem Schloss die Festivitäten anlässlich der Namenstagsfeier der Straße Święty Marcin statt.
Im Zentrum der Anlage befindet sich der Mickiewicz-Platz, auf dem die Arbeiter im Juni 1956 protestiert hatten. Daran erinnert ein Denkmal in Form schreitender Kreuze (Projekt von Adam Graczyk), das zum 25. Jahrestag des Junis von Poznań enthüllt wurde. An dieser Stelle hatte als erstes ein Denkmal des Kanzlers Otto von Bismarck gestanden, das während des Aufstands von Wielkopolska entfernt wurde. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit wurde hier als Dankbarkeitsvotum ein Denkmal mit der Figur des Königs Christus aufgestellt (das 1939 von den Deutschen abgerissen wurde, seiner gedenkt eine Tafel zu Füßen des Denkmals der Kreuze). Als drittes wurde 1955 das Adam-Mickiewicz-Denkmal errichtet.
Der Mickiewicz-Platz war auch der Ort, an dem sich Papst Johannes Paul II. 1997 mit Einwohnern von Wielkopolska getroffen hat.