GNIEZNO (Gnesen)
Kreisstadt, ca. 50 km nordöstlich von Poznań.
Der Dom – die Primas-Basilika Mariä Himmelfahrt ist ein polnisches Kulturdenkmal höchsten Ranges. In den Kellergeschossen des derzeitigen Doms sind Relikte der im 10. und 11. Jahrhundert in vorromanischen Formen entstandenen Gotteshäuser erhalten geblieben. Sie erlauben es jedoch nicht, das Aussehen der ältesten Bauwerke eindeutig zu bestimmen.
Nach 1018 wurde eine dreischiffige Basilika errichtet, die 1038 durch Břetislav I. zerstört wurde, der u.a. die Reliquien des hl. Adalbert aus Gniezno wegbrachte. Um 1064 wurde der romanische Dom wieder aufgebaut, von seinem Reichtum zeugen u.a. die bei Ausgrabungsarbeiten entdeckten schönen gefliesten und glasierten Fußböden.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann der hervorragende Erzbischof Jarosław Bogoria Skotnicki ein neues gotisches Gotteshaus zu errichten, dessen Bau bis Ende des 16. Jahrhunderts dauerte. Brände vernichteten mehrmals die Dächer des Doms und teilweise auch sein Interieur (1613 , 1760), daher wurde das Gotteshaus in verschiedenen Stilen wieder aufgebaut und umgebaut (u.a. die barocken Turmhelme nach einem Entwurf von Efraim Szreger aus dem Jahre 1779).
1945 vernichtete ein weiterer Brand die Turmhelme, die Dächer, den Orgelchor und teilweise das Gewölbe des Hauptschiffes. Unberührt blieben die gotischen Seitenschiffe und Kapellen.
Der Wiederaufbau und die Regotisierung wurden in den Jahren 1945–1961 durchgeführt. Damals wurden viele gotische architektonische und bildnerische Details sowie Überreste mittelalterlicher polychromer Malereien entdeckt. Im Presbyterium und im Hauptschiff wurde das ursprüngliche gotische Gewölbe rekonstruiert. Zugleich mit dem Wiederaufbau wurden archäologische Untersuchungen durchgeführt.
Im Dom zu Gniezno wurden fünf polnische Könige gekrönt: Boleslaus der Tapfere und Mieszko II. (1025), Boleslaus der Kühne (1076), Primislaus II. (1295) und Wenzel II. (1300). Von 1418 bis 1992 hatten die Erzbischöfe von Gniezno die Würde des Primas von Polen inne, was 2009 wieder eingeführt wurde.
Der Dom, der seit 1931 den Titel einer Basilica minor trägt, ist zurzeit ein dreischiffiges von einem Kapellenkranz umgebenes gotisches Bauwerk mit einem Kreuzgang.
Von Westen her besitzt der Dom zwei mächtige Türme. Rundherum auf den Mauern der Kapellen prangen die Figuren polnischer Heiliger und Seliger (M. Rożek, 1932–1936).