KALISZ (Kalisch)
Kreisstadt an der Prosna, ca. 140 km südöstlich von Poznań.
Zawodzie
Zawodzie, die Wiege von Kalisz genannt, ist ein Stadtteil, der ca. 2 km südlich der Innenstadt liegt.
Die Nähe der Prosna begünstigte die Besiedlung. Die erste Wallburg ist in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts an der Stelle eines heidnischen Gräberfelds entstanden. Im 10. Jahrhundert erreichte die Wallburg ihre größte Ausdehnung und gehörte zu den wichtigsten Zentren im Piastenstaat. Prof. A. Buko ist der Meinung, dass Kalisz eine führende Rolle gespielt hat. Der Legende zufolge traf der hl. Adalbert mit einem Boot hier ein und predigte. Die erste Kirche wurde in Zawodzie in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtet.
Der Aufschwung der Stadt ist mit der Herrschaft Mieszkos III. des Alten (ca. 1122 - 1202), des Herzogs von Kalisz und Wielkopolska, verbunden. Er stiftete eine steinerne Kirche, die Paulskirche, die den Herrschern von Kalisz als Nekropole dienen sollte. In dieser Stiftskirche wurden der Herzog selbst und sein früh verstorbener Sohn Mieszko Mieszkowic bestattet. Hier wurden ein hölzernes vergoldetes Prozessionskreuz und eine steinerne Grabplatte entdeckt. Die Stiftskirche war ein Symbol des Ehrgeizes des Herrschers. Auf den in Kalisz von jüdischen Münzern geschlagenen Münzen taucht der königliche Titel auf.
Die Umgebung von Zawodzie bildeten zwei Siedlungen, einerseits die Handwerkersiedlung mit der St.-Adalbert-Kirche und andererseits die Marktsiedlung auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Stare Miasto (Altstadt).
Die Burg wurde durch einen Überfall des schlesischen Herzogs Heinrichs des Bärtigen 1233 zerstört und die Stadt begann sich an einer neuen Stelle zu entwickeln. Die erneut geplünderte herzogliche Burg verfiel. Die Stiftskirche wurde abgerissen und als Baumaterial eingesetzt. Dieser Ort wurde später „Schwedische Berge“ genannt.
Die 2008 eröffnete frühmittelalterliche Wallburg auf dem Gelände des archäologischen Reservats Kalisz-Zawodzie besteht aus einigen Elementen. Das Erdgeschoss der Paulskirche wurde (im Maßstab 1:1) rekonstruiert, ebenso der zweigeschossige Wehrturm, die Holzbrücke und Teile der Palisade, des Pfahlwerks und des Schutzwalls. Hier stehen ebenfalls sieben Holzhäuser verschiedener Konstruktion, ein steinernes Hügelgrab, das an ein Brandgräberfeld erinnert, sowie zwei Granitmodelle, die die Gesamtheit der Rekonstruktion des Reservats und die Stiftskirche darstellen. Auf das Burggelände wurde eine hölzerne Bauernhütte aus der Altstadt (Ausgang des 18. Jh.) versetzt. Derzeit beherbergt die Hütte eine ethnografische Ausstellung.
Das Reservat ist eine Einrichtung des Bezirksmuseums der Kaliszer Region in Kalisz. Im Sommer werden hier „mittelalterliche” Veranstaltungen unter freiem Himmel veranstaltet.