GRODZISK WIELKOPOLSKI (Grätz)
Kreisstadt am Fluss Letnica auf der Seenplatte Pojezierze Poznańskie. Dank der Entwicklung der Bierbrauerei im 16. und 17. Jahrhundert war Grodzisk wegen seines trefflichen Biers berühmt. Die Tradition schreibt diese Tatsache dem seligen Bernhard zu, der durch sein Gebet bewirkt haben soll, dass im Brunnen von Grodzisk Wasser mit besonderen Eigenschaften zu fließen begann. Unweit von Grodzisk, im Dorf Zdrój, wurde Michał Drzymała (1857–1937) geboren.
Geschichte
Leider ist das genaue Datum der Stadtgründung nach Magdeburger Recht nicht überliefert.
Im 16. Jahrhundert wurde das der Familie Ostroróg gehörende Grodzisk dank der Dissidenten, die aus Böhmen und Westeuropa hierher gekommen waren, zu einem Zentrum neuer religiöser Strömungen. Erwähnenswert ist, dass in den Jahren 1579–1581 hier der anerkannte Drucker, Buchhändler und Buchbinder Melchior Nering (gest.1587) gewirkt hat.
Nach der zweiten Teilung Polens 1793 wurde Grodzisk dem preußischen Annexionsgebiet einverleibt. Während des Aufstands unter Kościuszko (1794) war es den Einwohnern gelungen, die Preußen aus der Stadt zu vertreiben. In den Jahren 1807–1815 befand sich Grodzisk in den Grenzen des Herzogtums Warschau. In der Zeit des Völkerfrühlings verdrängten die Einwohner die Preußen ein weiteres Mal, um die Stadt im April 1848 endgültig zu verlieren. Damals mussten einige hundert Sensenträger (mit Kriegssensen bewaffnete Infanteristen) unter dem Kommando des jüdischen Arztes Marcus Mosse trotz heldenhafter Verteidigung angesichts des vordringenden Feindes kapitulieren.
Die Befreiung von Grodzisk ist mit dem Großpolnischen Aufstand (1918–1919) verbunden, als die Stadt Kommando- und Versorgungsstelle für die Westfront war. Die Geschichte der Stadt ist untrennbar mit der örtlichen Brauerei verbunden. Ein charakteristischer Bestandteil des Biers aus Grodzisk war der Hefesatz auf dem Flaschenboden, der das Getränk in die lebendigen reifenden Biere einordnete. Wegen des intensiven Schaums und der Kohlensäure erhielt das Bier aus Grodzisk den Namen „polnischer Champagner”. Die Zeit der Nazibesetzung (1939–1945) brachte zahlreiche Aussiedlungen und Deportationen in Lager und zur Zwangsarbeit ins Reich. Die Stadt wurde am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee und 120 örtliche Freiwillige befreit.
Heute ist die Stadt ein Industrie- und Dienstleistungszentrum mit einem dynamischen und mehrfach preisgekrönten Blasorchester, dessen Anfänge in das Jahr 1929 zurückreichen.
Sehenswürdigkeiten
In der Mitte befindet sich auch der Brunnen des seligen Bernhard mit einer Holzverschalung aus dem 19. Jahrhundert, neben der die Figur des Seligen steht. Er hält einen Krug in der Hand, der angeblich Glück und Liebe verheißt, wenn man ihn reibt.
Westlich des Alten Marktes steht die St. Hedwigkirche — das wertvollste Denkmal von Grodzisk Wielkopolski.
Ein weiteres sehenswertes Denkmal ist die ehemalige barocke Bernhardinerkirche des hl. Namens Jesu und der Unbefleckten Empfängnis Mariä aus dem Jahre 1662.
In der 27 Stycznia-Straße 7 hat die Museumsstube der Traditionen der Region Grodzisk im Herrenhaus der Familie Łubieński aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Sitz, wo sich das Große Panorama der Verteidigung von Grodzisk aus dem Jahre 1848 befindet.
Einen Besuch wert ist auch das Kulturzentrum Rondo mit dem Kleinen Panorama in der Kolejowa-Straße 12.