Bildhauerkunst
Die bildende Kunst jener Zeit wird fast ausschließlich von Werken religiösen Charakters repräsentiert, selbst wenn sie im Auftrag weltlicher Personen angefertigt wurden. Für die figürlichen gotischen Skulpturen wurde in der Regel Holz verwendet. Wir kennen sie hauptsächlich aus Kirchen, seltener aus Museen, wohin sie gelangt waren, um sie vor der Zerstörung zu schützen (hier kann man die Galerie der gotischen Kunst im Nationalmuseum in Poznań sowie die Ausstellungen der erzbischöflichen Museen in Gniezno und Poznań empfehlen).
Beachtenswert sind insbesondere die Kruzifixe (z.B. in Ołobok im Kreis Ostrów – die Mitte des 13. Jh. im Rheinland hergestellt wurden – oder in der Stiftskirche in Szamotuły von ca. 1370). Außergewöhnlich, weil aus Stein gefertigt (was verständlich ist, denn sie waren außen angebracht), sind die Figuren der Muttergottes in Poznań in der Pfarrei in der Klasztorna-Straße (Anfang des 16. Jh.) und über dem Portal der Jesuskirche in der Żydowska-Straße (um 1500); beide hatten früher Bürgerhäuser verziert.
In vielen Kirchen sind hölzerne gotische Skulpturen an den Bogenbalken erhalten geblieben – meistens Kruzifixe oder Passionsgruppen (am Kreuz stehende Figuren der Muttergottes, heiliger Frauen und des hl. Johannes, seltener der hl. Maria Magdalena und Engel mit den Werkzeugen der Leiden Christi).
Die Darstellung der Muttergottes mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Christus trägt den Namen Pietà. Am bekanntesten sind die Pietàs in Skrzatusz im Kreis Piła (1. Hälfte des 15. Jh.) und Skulsk im Kreis Konin (ca. 1420, seit langem Gegenstand des Kultes der Gläubigen).
Die Skulptur Gütiger Christus aus Ceradz Kościelny wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach einem Holzschnitt von Albrecht Dürer angefertigt.
Altäre
Die effektvollsten Werke der bildenden Kunst aus jener Zeit sind die Altäre, die in der Regel Skulpturen und Gemälde in sich vereinen. Eine charakteristische Form für die Gotik waren Schrankaltäre mit beweglichen Seitenflügeln: Triptychone oder Pentaptychone (mit drei oder fünf Feldern). An den geöffneten oder geschlossenen Flügeln konnte man verschiedene Szenen betrachten (die bspw. mit verschiedenen Perioden des liturgischen Jahres verbunden waren). Zu den interessantesten gehört das Triptychon in Śmigiel (ca.1506), der Hauptaltar im Dom zu Poznań (von 1512, aus Góra Śląska hierher gebracht), die Triptychone im Stil der Gotik und Renaissance in Bralin im Kreise Kępno (ca. 1520) und in Kobylin (ca. 1518), die Altäre in der Martinskirche (1498 aus Świerzawa in Niederschlesien) und in der Kirche des hl. Johannes von Jerusalem im Stadtteil Komandoria (Anfang des 16. Jh.) in Poznań.
Ein besonderer Ort ist im Hinblick auf die Zahl und den künstlerischen Wert der Altäre die Pfarrkirche in Kościan. Es sind zwölf Altäre erhalten geblieben – gotische, Renaissance- und Rokoko-Altäre voller bemerkenswerter Dekorationen, Gemälde und Skulpturen.
Grabskulptur
Die Steinskulpturen in der Region werden u.a. von einigen Sandsteinfragmenten aus dem Grabdenkmal von Boleslaus dem Tapferen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts im Dom in Poznań repräsentiert (sie wurden 500 Jahre später in das neue Grabmal in der Goldenen Kapelle eingemauert). Weiterhin gehören dazu die ältesten Grabplatten in Wielkopolska, nämlich einer geistlichen Person – des Domherrn Teodoryk Pradel (gest. 1383) im Dom in Poznań und eines weltlichen Mannes – Jan aus Czernina, letztere wurde nach 1423 angefertigt und hinter dem Altar der Kirche in Rydzyna angebracht. In der Pfarrkirche in Koło befindet sich die Grabplatte des Starosten von Koło Jan aus Garbowo (gest. 1454), des Sohnes des berühmten Ritters Zawisza Czarny.