ROMANIK
Die ältesten erhalten gebliebenen Gebäude in Wielkopolska wurden aus Stein errichtet. Sie waren mit der Entstehung des polnischen Staates und der Annahme der neuen Religion – des Christentums – durch Herzog Mieszko I. verbunden. Im Ergebnis zahlreicher Kontakte der ersten Piasten mit dem Deutschen Kaiserreich waren sie durch die karolingische und die ottonische Kunst inspiriert.
Die ältesten sakralen Denkmäler – Baptisterien, die Taufbecken enthalten – wurden in der Burg auf der Insel Ostrów Lednicki und in Poznań entdeckt. In den Burgen oder in ihrer Umgebung, in der Nähe der Herrschersitze entstanden auch die ersten Kirchen und Klöster. Eine tausendjährige Geburtsurkunde besitzen auch die Palatia — die Residenzen der ersten Herrscher.
Der am besten erhaltene architektonische Komplex in Polen aus den Anfängen des polnischen Staates sind die Ruinen auf der Insel Ostrów Lednicki – einer Insel auf dem Lednica-See (Kreis Gniezno). Dort entstand eine Burg, auf deren Gelände ein Gebäudekomplex errichtet wurde, der aus dem länglichen Palastgebäude und der Kapelle mit Zentralanlage besteht.
Nach der Annahme des Christentums und der Entstehung eines Bistums 968 in Poznań wurde dort Ende des 10. Jahrhunderts der erste Dom errichtet. Es war eine 49 m lange dreischiffige Basilika mit einem 8,5 m breiten Hauptschiff, abgeschlossen durch das Presbyterium mit Apsis. Die Überreste des vorromanischen und des romanischen Baus kann man im Kellergeschoss des jetzigen Doms betrachten. Es sind Teile der Mauern, die auf Fundamenten aus Findlingen aufgesetzt und aus Feldsteinen gefertigt sind. Als Bindemittel wurde Kalkmörtel benutzt. Weiterhin sind hier ein Teil des Taufbeckens und steinerne Grabdenkmäler erhalten geblieben, die höchstwahrscheinlich Überbleibsel der Gräber der ersten polnischen Herrscher Mieszkos I. und Boleslaus‘ des Tapferen sind. Das Taufbecken, das einen Durchmesser von ca. 4 m hat und aus einem harten Kalkmörtel hergestellt wurde, ist vermutlich noch vor der Errichtung des ersten Gotteshauses entstanden.
In Gniezno entstand zu Zeiten von Mieszko I. in der Unterburg ein vorromanisches Gotteshaus, in dem – wie Długosz schrieb – die Herzogin Dobrawa beigesetzt wurde. Im Kellergeschoss des heutigen Doms wurden beträchtliche Fragmente früherer Gebäude entdeckt und ausgestellt, u.a. eine Apsis mit Resten polychromer Malereien, Fragmente eines Fußbodens aus Keramikfliesen, die mit farbiger Glasur überzogen sind, und eine am ursprünglichen Ort befindliche Grabplatte mit der ältesten, aus vier Versen bestehenden Inschrift in Polen von ca.1008, die besagt, dass hier die sterblichen Überreste dreier Ordensbrüder ruhen.
Unter den Piasten entstanden in Wielkopolska auch Kirchen, die Ordensgemeinschaften dienten. Eine der monumentalsten architektonischen Anlagen in Polen war die dreischiffige Basilika des hl. Johannes, die nach der Mitte des 11. Jahrhunderts in der Benediktinerabtei in Mogilno gebaut wurde. Die westliche Krypta, die einst unter dem Turm angeordnet war, ist mit einem Kreuzgewölbe bedeckt, das in der Mitte auf einen massiven Pfeiler gestützt ist. Das ist das älteste erhalten gebliebene Gewölbe in Polen.
Zwei ungewöhnlich interessante romanische Gotteshäuser befinden sich in Strzelno. Die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit wurde für die Norbertinerinnen als dreischiffige Basilika mit einem Querschiff und Kapellen errichtet. Spätere Umbauten verformten den romanischen Körper des Gotteshauses und sein Interieur enthält romanische, gotische und barocke Elemente. Eine Seltenheit im Weltmaßstab sind – unter dem Mauerwerk freigelegte – vier romanische Säulen zwischen den Schiffen dieser Basilika. Zwei davon sind besonders reich geschmückt, was von den Fertigkeiten des Steinmetzen zeugt – sie sind mit figürlichen Flachreliefs verziert. Eine zweite berühmte Entdeckung nach dem Krieg in dieser Kirche ist das – vermutlich vom Ende des 12. Jahrhunderts stammende – Tympanon des nördlichen Portals, eines der prächtigsten dieser Art in Polen.