WELTLICHE GEBÄUDE
Der gotische Stil beeinflusste wehrhafte Bauwerke. Die Objekte, die unter König Kasimir dem Großen (1333–1370) entstanden, waren bereits vollständig aus Ziegeln errichtet. Innerhalb der äußeren Mauern standen ein Haus, das Sitz des Verwalters (des Kastellans oder des Starosten) war und auch ein Turm, der im Falle eines Angriffs der Ort der letzten Verteidigung war. Aufgrund des Flachlandcharakters von Wielkopolska wurde bei der Wahl ihres Standorts auf den Schutz geachtet, den Flussarme, Abzweigungen von Überschwemmungsgebieten und Sümpfen boten.
Schlösser
Aus jener Zeit sind die Überreste einiger Schlösser erhalten geblieben, deren Aufgabe es war, die Verteidigung der westlichen Grenze des Staates zu stärken. In Bolesławiec an der Prosna (Kreis Wieruszów) stehen ein 20 m hoher Turm und Mauerreste eines Schlosses von ca. 1335 (das später ausgebaut wurde). Der achtseitige Turm und ein Teil der Schlossmauern aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind im Zentrum von Ostrzeszów erhalten geblieben. In Koźmin ist ein Turm von vor Mitte des 14. Jahrhunderts in die spätere Residenz mit einer Hufeisenanordnung eingegangen. Beeindruckend sind die außerhalb der Stadt direkt an der Warta gelegenen Ruinen des Schlosses, das nach der Mitte des 14. Jahrhunderts in Koło (unterer Teil des Turms und beträchtliche Teile der Mauern) gebaut wurde.
Am besten sind die Funktion und die Verteidigungswerte eines mittelalterlichen Schlosses in Borysławice Zamkowe (Kreis Koło) zu sehen. Hier sind die Überreste der Wehrresidenz erhalten geblieben, die ca. 1425 für den Primas Wojciech Jastrzębiec errichtet und vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgebaut wurde.
Angesichts der Entwicklung der Artillerie, welche die Ziegelmauern leicht zerstörte, wurden in militärisch bedeutsamen Objekten seit dem 16. Jahrhundert ausschließlich Erdbefestigungen eingesetzt. Die am besten (wenn auch nur teilweise) erhalten gebliebenen Befestigungen dieses Typs in Wielkopolska sind die Überreste der Festung in Zbąszyń.
Wehrmauern
Wie Forschungen ergaben, entstanden bis Anfang des 15. Jahrhunderts Festungswerke in zwölf Städten in Wielkopolska. Heute kann man sie nur in rudimentärem Zustand betrachten (bspw. ist keine Bastei, kein Tor als Ganzes erhalten geblieben wie man viele in Schlesien, Pommern oder Kleinpolen antreffen kann). Den Verlauf der Mauern kann man aus der Anordnung der Straßen lediglich erahnen. Die meisten Überreste von Festungswerken sind in Wschowa erhalten geblieben. Vor 1409 wurden hier Mauern von einem Umfang von 900 m fertig gestellt, von denen einige längere Abschnitte aus Stein und Ziegeln überliefert sind, die kürzlich schön herausgestellt wurden. An der Stelle des Festungsgrabens befinden sich Grünanlagen. Der ehemalige Turm des Polnischen Tors wurde zum Glockenturm der evangelischen Kirche umgebaut.
Erhebliche Fragmente der Stadtmauern sind in Kalisz erhalten geblieben, wo sie u.a. beim Bau von Bürgerhäusern oder Umzäunungen, die die Anwesen voneinander trennen, genutzt werden. Am bekanntesten ist der 90 m lange Mauerabschnitt am Dom.
In den übrigen Städten sind die Überreste der Befestigungsanlagen noch weniger zahlreich. In Poznań sind nur fünf kleine Abschnitte aus dem 13.-14. Jahrhundert erhalten geblieben, von denen der Teil der Mauern in der Masztalarska-Straße am eindrucksvollsten ist. Vor kurzem wurde ein Fragment der ehemaligen Bastei freigelegt, das in den Mauern des Dominikanerklosters (jetzt Salesianerkloster) direkt an der Straße erhalten geblieben ist, die durchgeführten Untersuchungen ermöglichten es auch, das Erdgeschoss des ehemaligen Wroniecka-Tors und des daran von Westen her angrenzenden Abschnitts der Wehrmauer herauszustellen.